Veranstaltungsarchiv des Salon Logos

„Jeder ungebildete Mensch ist die Karikatur von sich selbst.“
Johann Gottfried Herder

 

 


Bei meinen Seminaren und Workshops versuche ich mich mit dem Publikum emotionell und intellektuell zu verbinden. Die affektive Komponente des Vertrauens ist grundlegend, damit die kognitiven Inhalte von den Empfängern entschlüsselt werden können.

Um einem Inhalt länger als eine Minute zu folgen, braucht das Ganze entweder ein brilliantes (glitzerndes) Mascherl; etwas das neu und herausragend ist, oder etwas, das wie ein Appetithäppchen wirkt. Meine Seminare und Workshops gestalte ich prinzipell appetitanregend. Wenn notwendig und möglich garniere ich sie ab und zu mit etwas Glitzer. Überraschende Wendungen in scheinbar (alt)bekannten Geschichten wirken wie das Betätigen einer Speichertaste. Dieser Effekt wird durch einen Affekt ausgelöst, weil die vermeintlich (alt)bekannte Welt plötzlich eine andere Färbung hinzugewonnen hat.

Liste ausgewählter Veranstaltungen:

 


Jän-Mär 2024

Bildung? - es gibt Dringlicheres
Bildung ist etwas für nervöse Menschen, die lernen wollen aufmerksam abzuwarten.

Man sagt, dass die Ernte der Saat folgt und nicht umgekehrt. Das Resultat der verdauten Speise ist der Leib. Als Mensch kann man nicht Leben ohne etwas zu werden. Solange der Mensch lebt, kann er nicht Nichts werden. Das Resultat dieser Menschwerdung ist aber das Resultat der Bildung des Menschen und so kann Herder sagen: "Jeder ungebildete Mensch ist die Karikatur von sich selbst."

Niemand, der das Leben ernst nimmt, kann wollen, dass aus ihm ein Zerrbild wird. Das verbietet ihm der Stolz - sein Wille zum aufrechten Gang. Aber wie wird man zu dem, der man ist? Dazu müsste man zunächst etwas über sich erfahren. Weil die Menschenkinder wenig über sich wissen, zappeln sie viel herum. Der nervöse Mensch ist auf der Suche nach sich selbst. Die passenden Bausteine für das eigene Gebilde wollen gefunden werden. Die richtigen Stellen, um überflüssiges an der eigenen Skulptur zu entfernen, wollen entdeckt werden. Beides braucht Aufmerksamkeit und Ruhe. 

Wer die langwierige und mühselige Arbeit an der eigenen Transformation verweigert und ungeduldig nach Abkürzungen sucht, versklavt sich häufig unter einem falschen Selbstbild – besonders beliebt scheinen dieser Tage esoterische Seelen-, Engel- und Naturheilbilder für kleine Leute, oder hochaufgelöste Bilder der Wellnessindustrie für Besserverdiener, die das gefährdete Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit notdürftig stabilisieren.

Die dreiteilige Veranstaltungsreihe des Salon Logos lädt alle ein, die Lust an der eigenen Skulptur haben. Man erfährt dabei etwas über die Bedingungen der Bildhauerei und denkt gemeinsam über das Wesen der Bildung nach. 

Teil 1: Messkunst und Lebensprüfung – Do, 18. Jän 2024 von 19:30-21:30 Uhr
Wie kommt der Geist in eine Bemerkungslage, damit er Chancen, Konflikte und Widersprüche registriert? Wie stärkt man das Gemüt, damit es neugierig, tapfer und optimistisch bleibt?

Teil 2: Liebesfähigkeit und Anstrengungsbereitschaft – Do, 15. Feb 2024 von 19:30-21:30 Uhr
Keine Liebe, keine Affekte, keine Bildung. Was reizende Lehrer können müssen damit man die Lebenszeit nutzt, statt die Zeit zu vertreiben.

Teil 3: Die nahezu unmögliche Balance – Do, 21. Mär 2024 von 19:30-21:30 Uhr
Warum der schwungvolle Geist eine glühende Weltkugel verschlucken will, warum das immer ein ohnmächtiger Versuch bleibt und dennoch einen Unterschied erschafft.

Literatur: 
Gerd Achenbach (2023). Philosophie der Philosophischen Praxis. Baden-Baden.
Heiner Hastedt (2012). Was ist Bildung? Eine Textanthologie. Ditzingen.
Liessmann, Konrad (2014). Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Wien.
Peter Sloterdijk (2019). Stress und Freiheit. Berlin.

 


Sep-Nov 2023

Europäischer Daoismus - Hartmut Rosa: Resonanz, Entfremdung und Unverfügbarkeit

Der als Soziologe getarnte Philosoph Hartmut Rosa fühlt sich nicht wohl in der Beschleunigungsgesellschaft. Die Anzahl der Mulmigen, Gedrückten und Unrunden wächst und es scheint sie erzeugen allmählich eine Unwucht in der seit mehr als 500 Jahren in Bewegung geratenen Kultur der Moderne, die die Bewegung als Heilsversprechen ausgegeben hat.

Freilich wähnt sich die fröhliche Schwungmasse der Bewegungsfetischisten noch in der Normalität, aber sie sind dann doch auch bestürzt, wenn sich im Autoland Berge und Hügel ihrer Bewegungslust anschließen.

Die herbstliche dreiteilige Veranstaltungsreihe des Salon Logos soll nun einen Verein der Irritierten und Beschwerten bilden. Dessen Ziel besteht in der Aufhellung der Ursachen der empfundenen Sorge. Statutengemäß widmen wir uns auch dem Schwertransport; also der Frage, wie das schwer Erträgliche abgewälzt werden kann. Steinmetze sind herzlich eingeladen hier ihre Expertise einzubringen, aber in Wirklichkeit ist das die Domäne der praktischen Philosophie – zumindest für jene, die ihr Heil nicht mehr ausschließlich in technischen Lösungen oder apokalyptischer Erlösung suchen wollen.

Teil 1: Leib, Emotionen und Kognitionen als Resonanzkörper – Do, 21.9.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Wie wird man überhaupt zu einem Subjekt, dem es mulmig oder behaglich werden kann? Und was meint Rosa überhaupt mit dem Begriff Resonanz?

Teil 2: Ich, Es und Wir als drei Ebenen der Resonanz- und Entfremdungserfahrung – Do, 19.10.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Was bedeutet Entfremdung und warum fühlen sich Menschen unbehaglich in der modernen Welt?

Teil 3: Unverfügbarkeit trotz Reichweitenvergrößerung und Ressourcenpotenzierung – Do, 16.11. von 19:30-21:30 Uhr
Das Glück befindet sich immer genau unten, oben, hinten oder vorne; beim Wrack der Titanic, am K2, in der Kindheit, im nächsten Urlaub. Oder etwa nicht?

Literatur:
Laotse (1995). Tao Te King. Frankfurt/Main.
Robert Pirsig (1992). Lila. Oder ein Versuch über Moral. Frankfurt/Main.
Peter Sloterdijk (1989). Eurotaoismus. Zur Kritik der politischen Kinetik. Frankfurt/Main.
Hartmut Rosa (2016). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin.
Hartmut Rosa (2018). Unverfügbarkeit. Salzburg.

 


Apr-Jun 2023
Baruch de Spinoza - Gewährsmann für ein gelungenes Leben

Die Bemühung um eine Integration von Körper, Emotion und Kognition ist nicht nur höchst aktuell, sondern letztlich führt uns nur der Transformationsprozess des Einzelnen in eine neue nachhaltigere Epoche.

Spinoza soll uns fühlend und denkend in die neuen Zeiten begleiten. Warum seine Philosophie das kann, warum er ein "Gewährsmann" für ein gelungenes Leben ist; also jemand ist, der uns Auskunft geben, auf den man sich berufen kann, das soll in einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe gezeigt werden.

Jede einzelne Veranstaltung der Trilogie ist so konzipiert, dass sie heitere Inspirationen zur Selbsterkenntnis liefert, indem über die eigenen Emotionen und die subjektive Verankerung in der Gesellschaft, der Erde und im Kosmos nachgedacht wird. Denn Spinoza fordert uns auf, sich von Zuständen der Tristesse zur Freude, von Unvollkommenheit zur Vollkommenheit zu bewegen und liefert Anregungen sich mit dem Sinn der Welt zu beschäftigen und sie adäquater zu interpretieren – also zu philosophieren.

Wenn wir beginnen unsere intensiveren Affekte deutlicher wahrzunehmen und ihr Wesen zu untersuchen, gelangen wir zu den Existenzialien der Lebendigkeit und damit zu der Erkenntnis, was für unser Leben wichtig ist.

Teil 1: Baruch de Spinoza, Fremdenführer in die neuen Zeiten - Do, 20.4.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Sein Leben, sein Schicksal und seine Philosophie, in der sich Lust und Freude an der Erkenntnis von Zusammenhängen spiegeln, um das Leben adäquater zu begreifen.

Teil 2: Focusing - spüren, ohne zu wissen – Do, 18.5.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Durch die Beschäftigung mit Spinoza gelingt die Fusion zwischen körperlichem und intellektuellem Wissen und man ist danach ein anderer.

Teil 3: Typologie der trübsinnigen Leidenschaften und adäquate Löschmittel  – Do, 15.6. von 19:30-21:30 Uhr
Vom Umgang mit den wogenden Wellen der Emotionen, ihren Schaumkronen der Begierden und dem unruhigen Schaukeln der Seele.

Literatur:
Böhme, Gernot (2016). Gut Mensch sein. Anthropologie als Proto-Ethik. Zug.
Gendlin, Eugene T. (2018/1998). Focusing. Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme. Reinbeck.
Spinoza, Baruch de (2007/1677). Die Ethik. Stuttgart.
Vries, Theun de (2011). Spinoza. Reinbeck.

 


Jän-Mrz 2023
Philosophie der Vision - Detoxing für Utopisten und visionslose Menschen

Philosophie der Vision

Mitten im Lebendigen hallt der Startschuss für die Verwandlung und Weiterentwicklung des einzelnen Menschen. Der echte gesellschaftliche Fortschritt beginnt jedoch dort, wo Menschen gemeinsam Zeit miteinander verbringen, um einen Konsens über wichtige Werte zu suchen und sich Wege dorthin erarbeiten. Die Ouvertüre für reale Utopien ist der Dialog über sinnhafte Ziele.

Weil die vertraute Welt scheinbar aus den Fugen gerät, gleichzeitig jedoch Gott als brennender und wegweisender Dornbusch nicht mehr in Erscheinung tritt, Propheten als entbehrliche Mangelware gelten und der politischen Elite nichts mehr konstruktives zugetraut wird, feiert die halbe Welt ganzjährig Ostern und begibt sich auf die Suche nach Visionen. Und manche erträumen sich – wie kann es bei einem Traum anders sein – singuläre Fluchtmöglichkeiten.

Jeder der lebendig geblieben ist, sehnt sich nach dem Unerreichbaren und eigentlich sind Menschen dazu fähig, selbstständig und kooperativ eine bessere Zukunft zu erschaffen. Damit man aus dem Jargon des Eigentlichen ausbrechen und selbstbewusster zu Tat und Tatsachen schreiten kann, wird das Studium von philosophisch inspiriertem Kartenmaterial für Visionär:innen und solche, die es werden wollen, empfohlen:

Teil 1: Entstehung von Visionen – Do, 19.1.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Was eine Vision ist und warum Menschen sie nötig haben. Ursachen der Visionslosigkeit und warum die Aussichten für visionslose Menschen trüb sind.

Teil 2: Beschreibungen realisierter Utopien – Do, 16.2.2023 von 19:30-21:30 Uhr
Jede vernünftige Zukunftsheuristik kann nur eine Quelle haben: die Vergangenheit. Monte Verita, Levittown, Auroville etc.

Teil 3: Gründe des Scheiterns und jene des Gelingens – Do, 16.3. von 19:30-21:30 Uhr
Gut abgehängte, gescheiterte Utopien sind ein produktiver Beitrag zur Zukunft der Menschheit.

Als Einstimmung auf die Veranstaltungsreihe „Philosophie der Vision“ empfehle ich den Podcast „Was ist eine Vision?“ bzw. "Philosophie der Vision" und den Artikel „Utopos – Land, umzingelt vom Übel“.

Literatur:
Arendt, Hannah (2019/1958). Vita activa oder vom tätigen Leben. München
Graeber, David und Wengrow, David (2022). Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit. Stuttgart
Pelluchon, Corine (2020). Wovon wir leben. Eine Philosophie der Ernährung und der Umwelt. Darmstadt
Selke, Stefan (2022). Wunschland. Von irdischen Utopien zu Weltraumkolonien – eine Reise in die Zukunft unserer Gesellschaft. Berlin

 


2022
Philosophische Beleuchtung: Wo ist Oben, wo Unten? – Strukturen der Sinnsuche

Diogenes sucht nach einem MenschenWenn die Front eines Epochenwechsels aufzieht, wird die Fahrt durch das Leben ungemütlich. Auf stürmischer See gehen Selbstverständlichkeiten über Bord. Orientierung und Halt werden zum begehrenswerten Gut. Allen Orts werden Bastelanleitungen für den havarierten Sinn feilgeboten.
Das biologische Immunsystem ist Domäne der Ärzteschaft. In der Sphäre der symbolischen Immunität, die Ausdruck im menschlichen Grundbedürfnis nach Lebenssinn findet, ist die Philosophie seit Urzeiten zu Hause und hat die gängigsten Bastelanleitungen des Sinns über alle Epochen hinweg untersucht.
In dem dialogisch konzipierten Workshop machen wir uns unerschrockene Gedanken über Qualitätsstandards der Sinnbastelei.

Dauer: 4-8 UE

Lernergebnis/Nutzen: Reflexion und Erkenntnisse der eigene Lebenspraxis

Zielgruppe: All jene die das 3. Immunsystem, die geistige Lebensvorsorge, stärken wollen

Teilnahmevoraussetzung: Lust am Nachdenken und am Dialog

 


2021
Befreiung durch Denken - Ab- und Aufstieg in Platons Höhle

Platons HöhleUnablässig - ob bewusst oder unbewusst - stricken wir am Text der Geschichte des eigenen Lebens und der Welt. Mit einem philosophischen Experiment und anschließender Diskussion soll in diesen zwei Stunden gemeinsam darüber nachgedacht werden, ob die Philosophie fesseln kann, in dem sie das Strickmuster der persönlichen Lebensgeschichte verfeinert, verschönert, freier und lebendiger macht.

Dauer: 2-3 UE

Lernergebnis/Nutzen: Im günstigsten Fall; Erkenntnisse über den nächsten Schritt im Leben der gegangen werden will.

Zielgruppe: Junge und ältere Erwachsene

Teilnahmevoraussetzung: Experimentierfreude und Reflexionsvermögen

 


2020
Das Leben ist kurz, die Kunst zum glückseligen Altern lang

Der Philosoph Émile Chartier alias Alain„Ein folgsamer Zögling der Philosophie erleidet während der gesamten Lebenszeit keine Beschwerden“, behauptet Cicero, der Philosoph und berühmteste Redner des antiken Rom. Was die Philosophie über das viel gewünschte Altwerden zu sagen hat ist gewiss interessant, den die Philosophie schöpft aus dem 3000 jährigen Brunnen der Ideengeschichte der Menschheit.
Serviert werden an drei Begegnungen jeweils ein paar klare Gedanken, die für jeden Menschen bekömmlich sind, der noch durstig geblieben ist und sich auf eine gemeinsame lebendige Diskussion freut.

Dauer: 3x1,5 UE

Lernergebnis/Nutzen: Reflexion über und ggf. Erkenntnisse für die eigene Lebenspraxis

Zielgruppe: Reife Erwachsene und jene die geistige Lebensvorsorge schätzen

Teilnahmevoraussetzung: Lust am Nachdenken und am Dialog


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